Adipositaszentrum erfährt großen Zulauf
28.12.2021
Anlaufstelle am St-Franziskus-Hospital wurde von der Deutschen Gesellschaft für Viszeralchirurgie rezertifiziert

Wenn Diäten und Sport nicht mehr weiterhelfen, dann rückt für Menschen, die unter Fettleibigkeit leiden, das Adipositaszentrum am St.-Franziskus- Hospital in Lohne in den Fokus. Die Anlaufstelle für Menschen, die einen Body Mass Index (BMI) von 30 und höher aufweisen, verzeichnet in jüngster Zeit einen großen Zulauf, wie Zentrumsleiter Dr. Peter Loermann mitteilt. „Wir haben 2021 deutlich mehr als 100 Patienten operiert.“

In Deutschland gibt es derzeit 99 Adipositaszentren. Die Einrichtung an der Lohner Klinik war das 29. Zentrum. Seit 2004 sind Loermann und sein Team in dem Bereich aktiv. 2011 wurde das Lohner Adipositaszentrum erstmals von der Deutschen Gesellschaft für Viszeralchirurgie zertifiziert. Vor wenigen Wochen erfolgte nun zum dritten Mal eine Rezertifizierung.

Dr. Karl-Peter Rheinwalt vom Adipositas-Exzellenzzentrum in Köln hatte die Lohner Einrichtung dazu unter die Lupe genommen. Es ging laut Loermann um eine Kontrolle der Abläufe, die Analyse aller Komplikationen der vergangenen drei Jahre sowie die Teilnahme an Operationen. Das Ergebnis des Experten fiel positiv aus. Die hohe Qualität macht Loermann und seine Leitenden Oberärzte Dr. Samer Morad und Yordan Terziyski stolz. „Wir haben Zuwachs, obwohl die Zahl der Zentren zuletzt deutlich angestiegen ist“, sagt Loermann.

In Bayern und Ostdeutschland habe man sich lange gegen Anlaufstellen für Menschen, die an dieser chronischen Erkrankung leiden, regelrecht gesträubt. Das hängt laut Loermann auch mit Vorbehalten gegen Operationen zusammen. „Wir operieren zu wenig – und häufig zu alt und zu schwer“, stellt er mit Blick auf das Vorgehen im Nachbarland Frankreich fest. Dabei gibt es für Menschen mit einem BMI über 40 nach seinen Angaben im Grunde keine andere Therapiemöglichkeit.

Der Durchschnitts-BMI der Patienten, die in Lohne operiert werden, liegt bei 54 – „das ist extrem hoch“, sagt Loermann. Morad nennt die Maßgabe im Gesundheitswesen, erst ab einem BMI von 35 mit adipositasbezogenen Nebendiagnosen zu operieren, eine „typisch deutsche Regelung“. Die Patienten, die das Adipositaszentrum aufsuchen, stammen vorwiegend aus den Landkreisen Vechta und Diepholz. Aber auch aus anderen Teilen des Nordwestens kommen stark übergewichtige Menschen nach Lohne, um sich helfen zu lassen.

Loermann betont, dass die Patienten vor einer Operation einen intensiven Beratungsprozess durchlaufen. „Jeder erhält die Chance, es auf konservativem Weg zu schaffen.“ Gleichzeitig betreue das Adipositaszentrum die Patienten im Schnitt noch 10 bis 20 Jahre nach der OP. „Es ist im Grunde ein lebenslanger Prozess.“

Dem Facharzt für Allgemein- und Viszeralchirurgie und Spezielle Viszeralchirurgie ist es wichtig, den Unterschied zwischen Übergewicht und Adipositas darzustellen. „Das wird in der Öffentlichkeit oft verwechselt.“ Während Übergewicht mit Diäten, Sport und einer Ernährungsumstellung behandelt werden könne, sei dies in den meisten Fällen von Adipositas nicht der Fall.

Im Bild:

Sie sind stolz auf die hohe Qualität des Adipositaszentrums: Dr. Samer Morad (Leitender Oberarzt), Zentrumsleiter Dr. Peter Loermann und Yordan Terziyski (Leitender Oberarzt).

Bericht und Foto: OV Vechta (Andreas Timphaus)